„Das Leid der Anderen“ – Erinnerungskulturen in Europa

HURO
„Das Leid der Anderen“ – Erinnerungskulturen in Europa
„Das Leid der Anderen“ – Erinnerungskulturen in Europa
30 November 2015
vom 22. bis 27. November 2015 in der Bildungs- und Begegnungsstätte "Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen

Die Themen Flucht, Vertreibung, Ethnozid sind derzeit in Europa so präsent und aktuell wie noch nie nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor knapp 20 Jahren wurden diese Themenkomplexe wieder relevant. Gegenwärtig ist das bestimmende Thema die massenhafte Ankunft von Kriegs-, Bürgerkriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen in der Europäischen Union. Weltweit sind derzeit um die 60 Millionen Menschen auf der Flucht oder wurden vertrieben. Die westdeutsche Erinnerungskultur und -politik beschäftigte sich vor allem mit dem eigenen Leid, das der gefallenen und versehrten Soldaten, der Witwen und Waisen, der Menschen in den zerstörten Städten, der verlorenen deutschen Ostgebieten, den Millionen deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, der Hungernden und Menschen ohne Obdach. Ab Anfang der 1960er Jahre wurden als Opfergruppe die Widerständler gegen das Naziregime entdeckt und gewürdigt. Mit den Studentenprotesten von 1968 wurden Generationenkonflike um die Schuld und Beteiligung der Elterngenerationen am nationalsozialistischen System hinterfragt. Nicht die Opfer sondern die Täter standen im Fokus. Mit der amerikanischen Spielfilmserie „Holocaust“ rückten ab 1977 die jüdischen Opfer in den Mittelpunkt. Im Historikerstreit 1986 wurde um die Singularität der nationalsozialistischen Menschheitsverbrechen gestritten und der Vergleichbarkeit der totalitären Systeme. Nach der Wiedervereinigung 1990 stritt man in öffentlichen Diskursen um den Umgang mit der DDR-Vergangenheit. Erst 1996 wurde in Deutschland der Holocaustgedenktag eingerichtet. Danach folgte der Streit um die Berechtigung oder den Standort eines vom Bund der Vertriebenen initiierten „Zentrums gegen Vertreibungen. Schließlich wurde 2009 die Bundesstiftung Flucht Vertreibung Versöhnung gegründet.

Es soll im Seminar den Erinnerungskulturen in Deutschland und den östlichen Nachbarländern, um den Holocaust, Ethnozide und Vertreibungen der Gegenwart, den Umgang mit dem geschichtlichen Erbe der kommunistischen Diktaturen gehen. Es ist das Ziel einer jungen Generation Mitteleuropäer, die nach 1989 geboren und aufgewachsen sind sowie ihre bewusste Prägung nach 1989 erfahren haben, Kenntnisse über die jüngste Zeitgeschichte und über die gegenwärtigen politischen Herausforderungen in Europa zu vermitteln. Prof. Dr. Michael Schwartz: Ethnozide und Vertreibungen im 20. Jahrhundert; Prof. Dr. Isabel Röskau-Rydel: Das Konzentrationslager Auschwitz als multipler Erinnerungsort – Auschwitz in der Erinnerung von Deutschen, Juden und Polen. Dr. Peter Varga: Formen und die Zukunft des Erinnerns in Wissenschaft, Literatur, Film am Beispiel der zweiten und Dritten Generation Deutscher und Juden; Dr. Cristina Spinei: Der schwierige Weg zur Selbstüberwindung: Narrative Erinnerungsbilder und Erinnerungsstrategien an den Holocaust; Dr. Francisca Solomon: Verdrängter und vergessener Holocaust in Rumänien? Historische, dokumentarliterarische und -filmische Wahrnehmungsräume; Dr. Ágota Nagy: Erinnerung an eine deutsch-jüdische Symbiose im Spiegel der deutschsprachigen jüdischen Presse vor dem Holocaust; Drd. Renáta Crişan: Erinnerung an die politische und gesellschaftliche Situation der DDR. Der Unterschied von Täter- und Opfergedächtnis; Dr. Szabolcs János: Geschichte und Erinnerung: das Schicksal der Großwardeiner Juden vor und nach dem Zweiten Weltkrieg; Dr. Andrea Bánffi-Benedek: Holocaust, Vertreibungen, Flucht, und Vergangenheitsbewältigung in der Bukowina; Drd. Eszter János: Narrative der Erinnerung an die Diktatur und an das Exil nach dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien; Dr. Franziska Stürmer: Neuverhandlungen jüdischer Identität. Außerdem ist der Besuch der Ausstellung „Jüdisches Leben“ in Bad Kissingen sowie des Jüdischen Museums im Würzburg vorgesehen.

Die Tagung wird gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration über das Haus des Deutschen Ostens in München.

 

Akademie Mitteleuropa e.V.

Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688

Bad Kissingen, Telefon: 0971-714 70, Fax: 0971-714 717, E-Mail: studienleiterheiligenhof.de.

Quelle: http://www.blogs.uni-mainz.de/fb07-geschichte-international/2015/10/09/das-leid-der-anderen-erinnerungskulturen-in-europa/

 
Copyright © Partium Christian University 2024 Confidentiality Cookie policy
PNRR
PKE
PNRR
Confidentiality Cookie policy Copyright © Partium Christian University 2024
Designed by:Noncommon.design
Developed by:BTZ web
a